Stuttgart 21
Stuttgart 21 - manche hassen es, einige lieben es, den meisten ist es aber egal. Das letzte ist meines Erachtens ein zentraler Knackpunkt, den weder Demonstranten noch die Politik zu sehen scheint: Kaum ein (transnationaler) Reisender wird jemals viel von Stuttgart mitbekommen! Es gibt nämlich diejenigen, die direkt nach Stuttgart wollen, die die einfach weiter wollen und die die aus Stuttgart weg wollen. Lediglich die mittleren dürften einen Unterschied zwischen Kopfbahnhof und Durchgangsbahnhof bemerken. Und selbst der bezieht sich größtenteils nur darauf, ob sich eventuell die Fahrtrichtung ändert oder ob man etwas länger warten muss (bei mehrstündigen Fahrten können aber kleinere Wartezeiten vernachlässigt werden).
Warum will die deutsche Bahn also den Bahnhof und warum gibt es dazu soviel Ärger?
Die deutsche Bahn, sowie Stadt/Land/Bund wollen den neuen Bahnhof aus einem guten Grund: Geld! An sich lassen sich so ziemlich alle Argumente der Planer darauf reduzieren. Das ganze ist eine Investition, die sich früher oder später auch mal lohnen soll. Sie soll durch mehr Touristen und Reisende mehr Geld in die Kasse spülen. Das ist durchaus legitim und wir alle wissen, dass das in letzter Konsequenz auch Vorteile für uns alle hat. Mehr Geld bedeutet nämlich, dass die Bahn ihre Tickets billiger anbieten kann. Auch die zusätzlichen Steuereinnahmen für das Land sind interessant, weil sie damit etwa Straßen ausbessern kann. Das selbe gilt natürlich auch für Stadt und Bund.
Also warum beschweren sich denn so viele? Hier glaube ich nicht wirklich, dass es den meisten um den Erhalt des momentanen Bahnhofgebäudes geht. Es sind meines Erachtens nicht einmal die immensen Kosten die das Projekt noch bis zur Fertigstellung brauchen wird. Das Problem - und das wurde schon öfters festgestellt - ist wohl die Unzufriedenheit der Bürger. Sie können schlichtweg nicht glauben, dass das Projekt trotz massiver Kritik durchgezogen werden soll. Dass das Projekt "durchgedrückt" werden soll, weil man es ja schon beschlossen hat. Die Politik und die Deutsche Bahn haben es in den vielen Jahren der Planung nicht geschafft das Projekt richtig zu verkaufen! Sie haben falsche Zeichen gegeben und Gegenwehr zu lange ignoriert. Keiner glaubt, dass ein Baustopp während der Diskussion mehr gekostet hätte als der Einsatz für die Polizeikräfte.
Ich vergleiche das ganze Projekt gerne mit dem Bau eines ganz normalen Hauses: Ich hab einen Haufen Papierkram zu erledigen, bevor der Bau beginnt. Sobald der Papierkram erledigt ist, bedeutet das aber nicht, dass ich nicht mehr auf neue Informationen reagieren kann. Wenn plötzlich mein Nachbar auf der Baustelle auftaucht und sagt: "Hey, du weißt schon, dass da unten nur sandiger Boden ist und da kein Haus hin kann?", dann muss ich mir doch überlegen, ob ich das nicht nachprüfe, bevor ich weiter mache. Oder ihm zumindest zeigen, dass ich selbst für diesen Fall eine gute Lösung habe. Ich werf ihn aber doch nicht von meinem Grundstück, oder?
Politisch gesprochen bedeutet das folgendes: Wenn die Mehrheit dagegen ist, dann stimmt etwas nicht an der Sache. Dann muss ich erstens dafür sorgen, dass ich mir die Argumente anhöre und prüfe und zweitens, dass ich der breiteren Masse nachweise, dass ich Lösungen habe. Das hat in diesem Fall aber weder die Bahn, noch die Politik getan.
Wie geht das ganze jetzt also weiter? Ich befürchte, dass nichts passiert. Immerhin kann sich die Bahn entspannt zurücklehnen: Sie haben ihren Papierkram gemacht. Sie haben ihre Erlaubnis zu bauen. Warum sollten sie also einlenken und den Bau abbrechen? Nach all den Kosten die sie bisher damit schon hatten (man vergesse nicht die mehrjährige Planung!)? Auch der Politik sind die Hände gebunden, denn sie haben die Erlaubnis schon erteilt. Ein Volksentscheid dürfte schwierig umzusetzen sein und wohl wenig bringen (denn den meisten ist es ja egal). Die deutsche Bahn wird also wohl den Bahnhof bauen. Vielleicht schaffen sie es ja etwas ihren Imageschaden bis zur Fertigstellung wieder etwas aufzupolieren. Wir werden es sehen...
#1.1 Re: *Re: *Stuttgart 21
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#1 Re: *Stuttgart 21
Ich denke, Du liegst mit Deiner Einschätzung ziemlich richtig.
Die Bahn und die Politik haben ihre sich über die Einwände hinweggesetzt, weil Ihnen an diesem Prestigepropjekt so viel liegt. Die Leute in der Region haben aber von dieser ganzen Umbaumassnahme gar nicht viel (manche sogar weniger).
Glücklicherweise sind die Bürger immer noch an der Sache dran geblieben und wehren sich auf immer breiterer Basis. Ich hoffe, das S21 noch gekippt wird (nicht die Neubaustrecke)und die Verantwortlichen (oder eben die, die im Moment die Verantwortung annehmen) eine kräftige Ohrfeige erhalten, die sie von ihrem hohen Sockel haut. Dann vergeht den beiden Marionetten Gönner und Kefer vielleicht ihr selbstherrliches Grinsen.